120 Stunden ohne feste Nahrung – oder die Saftkur und die Foodbloggerin

Was klingt wie die Schlagzeile einer Geiselnahme oder ähnlich schrecklichem, hab ich mir vollständig selbstverantwortlich eingebrockt. Immer wieder haben mir Bekannte in den letzten Jahren erzählt, dass sie eine Saftkur machen. Beim ersten Mal musste ich noch nachfragen – bis mir dann klar wurde, dass man für die komplette Dauer dieser Kur auf feste Nahrung, Kaffee, Koffein und Co verzichtet. Lediglich die vorgesehenen Säfte, Wasser und ungesüßter Tee sollten konsumiert werden. Mein Gedanke zu diesem Thema war immer: Super! Macht ihr mal, und ich genieß derweil meine Pasta.

Was hat mich dazu gebracht, eine Saftkur zu machen?

2021 war dann ein Jahr, in dem bei mir ziemlich viel los war. Unter anderem habe ich es aus eigener Kraft geschafft rund 20kg abzunehmen und ich muss gestehen, man bekommt doch ein anderes Verhältnis zu Essen und seinem Körper, und merkt auch wirklich bewusst, mit wie wenig die Maschine “von Kopf bis Fuß” eigentlich auskommt. Im Laufe des Frühjahrs 2022 war mir dann irgendwann klar: ICH will das auch mal probieren. 5 Tage ohne Essen – Steffi, du kannst das auch schaffen. Und schon war meine Neugier geweckt (Ich möchte an dieser Stelle aber ausdrücklich betonen, dass so eine Saftkur nicht gemacht werden sollte, wenn der einzige Motivationsgrund ist, ein paar Kilos zu verlieren. Da gibt es wesentlich effektivere Wege, denn wenn man nach der Kur nicht vor hat, seine Verhaltensweisen zu ändern, sind die Kilos ratz-fatz wieder auf den Hüften).

Wie finde ich die Saftkur, die zu mir passt?

Mein erster Schritt in Richtung Saftkur war es, mich im Internet entsprechend zu informieren. Es gibt hierbei ja so viele unterschiedliche Angebote, dass man als “Neuling” ja kaum weiß, auf was man achten sollte, was am besten für einen geeignet ist und von was man selbst die Finger lassen sollte. Mir wurde schnell klar, dass die Idee an sich, für mich wohl eher ein Schuss in den Ofen ist, da ich ja seit meinem 17 Lebensjahr weiß, dass ich Fruktose (also Fruchtzucker) eher meiden sollte, weil es ansonst unweigerlich zu längeren Aufenthalten im Badezimmer führt. Da ich aber aufgrund meiner doch nun sehr lowcarb-lastigen Ernährung des letzten Jahres meine Grenzen in Bezug auf Fruktoseverträglichkeit (oder sollte ich besser sagen Fruktoseunverträglichkeit) sehr gut kenne und diese sich auch zu meinen Gunsten verschoben haben, wollte ich es dennoch auf einen Versuch ankommen lassen. Auf der Website von I DO habe ich dann festgestellt, dass sie auch eine Variante “Super Green Bio Saftkur” anbieten. Soll heißen, dass der Schwerpunkt auf grüne Säfte gelegt wird und die Obstsäfte mit Blattgemüse (zB Spinat, Grünkohl oder Staudensellerie) gemischt werden.

Gut gekühlt wird die Saftkur nach Hause geliefert. Mit dabei ist auch eine kurze Anleitung, mit dem wichtigsten Input.

Ein paar Tage nach Bestellung trudelte dann das Päckchen ein. Gut gekühl und alles heil angekommen, musste erstmal ein bisschen im Kühlschrank umgeräumt werden. Ich hab mich für die Variante von 5 Tagen entschieden, aber ihr könnt bei I DO relativ frei eure Zeiträume wählen (14 Tage finde ich persönlich dann allerdings doch viel zu extrem). Gleich zu Beginn (Monk wie ich bin) habe ich mir alles nach Sorten gereiht, sodass ich immer nur in die entsprechende Richtung greifen musste. Als kleinen Trick für mich, habe ich penibel darauf geachtet, dass in dem Fach nichts anderes an Lebensmittel und Co platziert wurde, damit ich nicht einmal in die Versuchung kam etwas “Verbotenes”, beim Öffnen des Schranks rauszunehmen. Die Kur selbst hab ich mir auf den Zeitraum Donnerstag bis Montag gelegt und konnte es zum Glück so managen, dass ich die Werktage im Home-Office verbringen durfte, da ich ja anfangs noch nicht wirklich abschätzen konnte, wie ich auf die Säfte und die Kur als solches reagieren werde. Laut Anleitung sollen die Säfte (8 Stück pro Tag) in einem Abstand von ca. 2 – 3 Stunden verzehrt werden, je nach eurem Tagesrhythmus. Ich hab mich hier für folgendes Schema entschieden: 07:00 – 09:00 – 11:00 – 13:00 – 15:00 – 17:00 – 19:00 – 21:00.

Tag 1:

Ich sitze im Homeoffice und die Zeit vergeht dank der Beschäftigung sehr gut. Gegen 11:30 macht sich allerdings das erste Mal Hunger bemerkbar. Kein Wunder, ist es mein Körper doch gewohnt, dass ich mir um diese Zeit meist mal Gedanken mache, was ich denn in der Mittagspause zu mir nehmen werde – Aber ich bleibe stark. Vorallem am ersten Tag war einfach die Neugier und auch Vorfreude riesen groß. Ich bin überrascht, dass es mir bis zum Abend hin so gut gelungen ist, nicht zur Versuchung zu greifen und freue mich auf einen entspannten Abend auf der Couch. Dieser findet allerdings ein jähes Ende, als Carsten mit seinem bestellten Maibock nach Hause kommt und beginnt die Abschnitte zu verarbeiten. Er steht tatsächlich in der Küche und kocht Reh-Bolognese (und Bolognese-Sauce ist mein absolutes Lieblingsessen). Natürlich legitim und vorbildlich, die Reste auf diese Art und Weise zu verarbeiten, aber für mich an diesem Abend zu viel. Ich wandere mit Kopfkissen und Handy bewaffnet auf die Terasse und verbringe meinen Abend leicht schmollend, aber dennoch zufrieden in der Hängematte.

Tag 2:

Ich stehe zur gewohnten Tageszeit auf und fühle mich erstaunlicher Weise richtig fit. Zack die Laufschuhe an und meine gwohnte Runde drehen – da macht es mir nicht einmal etwas aus, dass es aus Kübeln gießt. Der Arbeitstag verfliegt und ich komme mit dem Geschmack und den Zeiten zu denen ich die Säfte nehme ganz gut klar. Naja um ehrlich zu sein, mit allen Säften, bis auf den Staudenselleriesaft. Den hab ich bereits jetzt an Tag 2 zu meinem Erzfeind auserkoren und muss regelrecht immer ein wenig mit ihm kämpfen. Gegen Abend hin wird es meist schlimmer. Es ist für uns einfach ein schönes Ritual gemeinsam kochend in den Feierabend zu starten und dieser Gewohnheit darf ich nun nicht beiwohnen, oder möchte es aus einem gewissen Hang zum Selbstschutz auch gar nicht. Schnell wird mir klar, dass nicht der Bauch “Hunger” schreit, sondern der Kopf nach Essen verlangt. Denn der ist es ja gewohnt, dass ich mir als Foodblogger ständig Gedanken über Rezepte, Speisen und Co mache und will nun seinen täglichen Gang zum Kühlschrank nicht immer nur mit Saft beenden. Aber auch am Freitagabend bleibe ich stark und allein schon das Bewusstsein, stark zu bleiben, macht mich unfassbar stolz.

Tag 3:

Das Wochenende ist endlich da! Und zur Feier dessen mach ich im Sonnenaufgang erstmal einen langen Spaziergang. Ich bin happy: Die Motivation ist da und ich fühl mich ungewöhnlich beschwingt. Den Vormittag bzw. Mittag verbrachten wir dann gemeinsam im Garten und ich muss mich tatsächlich immer wieder mal erinnern, meinen nächsten Saft zu trinken, weil ich das Gefühl habe, mein natürliches Hungergefühl ausgeschalten zu haben. Lediglich Abends macht sich mein Magen bemerkbar. Ich selbst bin mittlerweile davon überzeugt, dass es sich hierbei einfach um eine Kopfsache handelt, da einfach das Abendessen unsere Hauptmahlzeit und auch quasi der Moment des Tages ist, den wir für Gespräche und Co nutzen.

egal ob aus der Flasche oder dem Glas, die Saftkur schmeckt

Tag 4:

Ein wunderbarer sonniger Sonntag wartet auf mich. Ich muss einiges für den Blog erledigen und verbringe den Vormittag mit dem Verfassen von Rezepten, Bearbeiten von Fotos und Schreiben von Blogbeiträgen. Seien wir ehrlich, wenn man die ganze Zeit Fotos von leckerem Essen vor der Nase hat, wird man mit der Zeit einfach hungrig. Also aufpassen bei der Freizeitgestaltung während einer Saftkur. Ich kann euch generell nur den Rat geben, in dieser Zeit einen Bogen um Essen bzw. die Küche zu machen, weil zumindest mir ist es so ergangen, dass ich immer erst das Gefühl von Hunger bekommen habe, wenn ich in Versuchung geführt wurde – seis durch den Blick in den Kühlschrank oder dem Geruch von Carstens Essen. Am Abend des 4. Tages muss ich allerdings gestehen, dass ich froh bin nur noch einen Tag vor mir zu haben und von dem (für mich so schrecklichen) Selleriesaft hab ich mittlerweile die Schnauze wirklich voll.

Tag 5:

Wie jeden Morgen steh ich auf und schlüpf in meine Laufschuhe. Zufrieden über meine bisherige Leistung und mit einem Lächeln auf den Lippen dreh ich meine Runde und setz mich an den Schreibtisch. Die Säfte und die Zeit bis zur Mittagspause vergehen wie im Flug, doch plötzlich ändert sich alles. Spätestens gegen 14:00 Uhr ist´s jetzt vorbei mit lustig. Mein Körper signalisiert mir, dass er jetzt keinen Bock mehr hat. Ich bin davon überzeugt, dass es die Gewissheit und das Bewusstsein meines Gehirns ist, dass morgen wieder etwas Anderes auf dem Speiseplan steht. Ich glaube was mir persönlich am meisten fehlt, ist einfach auch einmal eine warme Mahlzeit am Tag. Deshalb kann ich die Saftkur auch eher nur bei (so wie es in meinem Fall war) warmen Temperaturen empfehlen. Aber auch hier ist ja jeder in seinem Empfinden anders.

FAZIT:

5 Tage ohne feste Nahrung sind schon eine Ansage, und ich glaube auch nicht unbedingt für jeden etwas. Zumal man auch auf seinen Körper hören sollte und nicht auf “Teufel komm raus” durch ziehen sollte. Mein ganz persönlicher Antrieb für die Kur war auf der einen Seite es mir selbst zu beweisen, dass ICH ES SCHAFFEN kann – und wie soll ich sagen, mein Hauptziel hab ich definitiv erreicht. Natürlich, und dass will ich euch gar nicht verheimlichen, konnt ich auch in den 5 Tagen mein Gewicht um etwa 4,5 kg reduzieren – aber Achtung: Das sollte definitiv nicht euer einziger Antrieb sein, denn wenn ihr eure Ernährung nicht ganzheitlich ändert, und so weiter macht wie bisher, wird das Gewicht innerhalb kürzester Zeit wieder auf euren Hüften sitzen.

Mir persönlich hat die Erfahrung richtig gut getan. Ich konnte meinem Körper quasi beim Entgiften zusehen (bemerke ich immer bei der extremen unreinen Haut in meinem Gesicht) und auf jeden Fall denke ich, dass man auf den Erfolg durchaus stolz sein kann. Betonen möchte ich allerdings auch, dass vermutlich jeder andere Empfindungen in Bezug auf Hunger, schwankende Launen etc. hat. Ein bisschen schwierig finde ich allerdings die Preise, welche für so eine Kur verlangt werden. Für meine 5 Tage fallen 140,00 € zuzüglich 10,00 € Pfand an. Hier überlasse ich es euch selbst, ob man sich das Wert ist oder ganz neutral gesagt, sich es leisten kann und mag.

Ich werde bestimmt wieder einmal zur Saftkur greifen

Kommentar verfassen Antwort abbrechen

Die mobile Version verlassen
%%footer%%