Wer kennt sie nicht, die Grundsatzfrage: „Was war zuerst da, das Huhn oder das Ei?“ Hühner legen Eier, und aus diesen Eiern schlüpfen Hühner. Doch was passiert, wenn in einem aus gebrütetem Ei gar kein Huhn auf seinen großen Auftritt wartet, sondern ein Hahn (also ein männlicher Artgenosse). Die Fleisch- und Lebensmittelindustrie hat vor Jahrzenten einen recht pragmatischen Ansatz gewählt. Hähne bringen kein Geld ein, also müssen sie weg. Dies führt dazu, dass weltweit täglich Tausende von Eintagsküken vergast oder geschreddert werden.

2014 waren es in der europäischen Union um die 330 Millionen männlicher Küken (Jörg Göbel, Christian Rohde: Vergast fürs Frühstücksei – Der Millionentod der Eintagsküken). Die toten Tiere werden dann zu einem geringen Anteil als Tierfutter verwendet – der wesentlich größere Teil landet aber auf dem Müll. Das Hauptproblem liegt hierbei einfach in der Züchtung. Früher war es auf den bäuerlichen Betrieben so, dass die Hennen für die Eiproduktion und die männlichen Tiere für das Hähnchenfleisch gehalten wurden. Doch Mitte des letzten Jahrhunderts sind die Hühner auf zwei unterschiedliche Zwecke hin gezüchtet worden: Heute gibt es die Rassen der Hochleistungs-Legehennen und die Rassen der Masthühner. Die männlichen Küken der Legehennenrassen legen natürlich keine Eier und setzen im Vergleich zu den Rassen der Masthühner nur sehr langsam Fleisch an. Im Schnitt kann man also sagen, dass für jedes sonntägliche Frühstücksei, ein männliches Küken sein Leben lassen musste.
Um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen, haben sich in den letzten Jahren diverse Institutionen gebildet. Unter anderem werden unter „Bruderhahn“ oder „Der Hahn, die Henne und das Ei“ neben den Junghennen, für die Eiererzeugung, auch deren Brüder aufgezogen – und dies unter Bio-Bedingungen. Finanziert wird die Aufzucht der „Bruderhähne“ entweder durch die Direkt-Vermarktung des Fleisches, oder der Kunde zahlt pro Ei einen fast schon lächerlich geringen Betrag (in etwa vier Cent) mehr. Seien wir mal ehrlich, diese 24 Cent pro 6er-Eierkarton, fehlen wohl nahezu niemandem am Ende des Monats im Geldbeutel.
Mittlerweile werden in Deutschland stimmen laut, dass bereits mit Anfang 2022 diese systematische Tötung männlicher Küken verboten werden soll (ein Gesetzesentwurf wurde am 20.01.2021 vom Bundeskabinett verabschiedet). Auch die Forschung ist an diesem Thema dran, und versucht Techniken zu fördern, mit denen es bereits nach dem Legen des Eis möglich ist, dass Geschlecht festzustellen, und somit „männliche“ Eier gar nicht erst ausgebrütet werden.
Bis allerdings die Wissenschaft bzw. der gesetzliche Rahmen soweit ist, sollten wir selbst uns an die Nase nehmen, da letzendes die Industrie nur das Verlangen und die Wünsche des Kunden umsetzt. Wir holen bereits seit Jahren einmal in der Woche unsere Eier bei einer sehr guten Freundin ab. Es ist ganz ein anderes Gefühl, wenn man bei jedem „Einkauf“ schon vom fleißigen Federvieh begrüßt wird.
Die Eiermacher GmbH hat sich, zum Beispiel, bereits vor Jahren gegen diese Art der Küken-Selektion entschieden. Es wurde die gesamte Produktion auf eine neue Rasse umgestellt: Das Zweinutzungshuhn „Sandy“. Die Hühner haben eine gute Legeleistung und die Qualität der Eier stimmt, aber auch die aufgezogenen Hähne können mit einem Lebendgewicht von etwa 1 kg nach 2,5 Monaten vermarktet werden.
So können vom Bio-Hahn folgende Produkte an den Konsumenten gebracht werden:
- Bio-Junghahn grillfertig
- Bio-Hahn Drumsticks sous-vide
- Brustfleisch vom Bio-Junghahn
- Keulenfleisch vom Bio-Junghahn
- Gebaadertes Brust- und Keulenfleisch vom Bio-Junghahn
Wir durften uns selbst von der Qualität eines solchen „Bruderhahns“ überzeugen und waren wirklich überrascht, wie zart und „besser“ dieses Hähnchen schmeckte.
Zum Rezept für unser „Coq au Vin – mal anders“ geht’s hier: Coq au vin – mal anders – kitchenlover